transkribiert von Mathias Nagel
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Abschnitt 1555-1599 1600-1649 1650-1699


Dekade 1650-1659 1660-1669 1670-1679 1680-1689 1690-1699



Pag. 630

[677] Anno 1694. den 18 January ist die Löbl(iche) Bürgerschafft wieder Beysammen gewesen, aber nichts Beschloßen, alß das der abgesetzte Pastor Horby seine Frau mit ihren kindern das Hauß Raumen solte, und sich auch solte aus der Stadt machen, welches E(in) E(hrbarer) R(at) Confirmiret und gute Nacht gesaget, in willens weg zugehen; so kom(m)en die aus St. Nicolai und Michaeli Karspel her und halten die Thüre zu, und wollen damit nicht zufrieden seyn, was die 3. Carspel und E(in) E(hrbarer) Raht Beschloßen haben, wie die andern aber die thüre mit gewalt wolten aufmachen, seind sie wieder in solcher Schlägerey gerathen, das mehr den 30 mit Blutigen köpfen sind zu hauße gegangen; die in St. Nicolai und Michaelis sind alle zeit die anfänger gewesen, haben aber die meisten Schäge bekom(m)en.

[678] Den 22(ten) January aufm Montag seind die aus St. Nicolay und St. Michaelis Carspel in ihren kirchen zusam(m)en gekom(m)en, und in der großen Menge nach dem Rahthauße sich gemacht; wie aber solches kund geworden, haben die ämbter-alte also Balde ein jegl(icher) die seinen zu Rahthauße gefordert; wie sie nun auch in großer anzahl zu Rahthauß gekom(m)en, haben die Nicolayer und Michaelis Leuthe die Schlägerey wieder angefangen, und sich recht dazu geschicket gehabt, mit große Prügeln und Meßer, daß sie seind in eine solche Schlägerey gerathen, das ohnmögl(ich) mit der Feder zubeschreiben stehet; dann es sind die schlachter aus dem alten schrang gelauffen kommen alle mit einander, der eine mit axen, der ander mit ein Beil, der dritte mit ein großes Meßer; die Fischer mit ihre Zuberbäume, und die Brauer knechte mit ihre Bungerhöltzer, und so sie einen angetroffen der guth Horbisch war, derselbe darnieder geschlagen; Sie haben alle geruffen, sie stritten vor die Reine Doctor Luthery Lehre, und stunden das E.W. Ministery bey; darüber die Trommel gerühret, Bürger und Stold Soldaten zum Gewehr gekom(m)en, und die Bürger 4 Compagnie das Rahthauß Besetzet. Jn diesem Lermen haben die alt-Städter die Neustädter gejaget vom Rahthauße herunter und geschlagen, durch die gantze Stadt Bis vor die Ellern Brücke, alwo sie wieder umgekehret, und seynd über 50 Mann mit Blutige(n) köpfe zu hauße gegangen, etzl(iche) Todt, welche Tödtlich blessiret, und wie sie zurücke, und die Bürger wieder nach dem Rahthauße gehen wollen, haben die Leuthe in der Bohnen Straßen und aufm Bursta ihre Buden und Haußer zugemacht, vermeineten daß alles solte über und über gehen. E(inem) E(hrbaren) R(at) haben Sie nichts gethan, den nur geruffen E(in) E(hrbarer) R(at) solte frieden schaffen, und das E.W. Ministery nicht unterdrückt würde; darauf ist H(err) Surlander in der Rahthauß Thür getretten mit Bloßen haubte und gesaget, die Bürger solten sich zu frieden geben. Jn diesem Lermen ist auch ein Brauer weg gekom(m)en, welcher 6 wochen hernacher ist in die kleine alster wieder gefunden.

[679] Den andern Tag sind wieder die Bürger zu Rahthauße gekom(m)en, und die andern Bürger im Gewehr, die Soldaten Wache verdoppelt. Wie nun ein Wachtmeister aus St. Nicolai kirchspiel die ordre von dem Börsen Saal hohlen will, hat er 2 junge Bürger bey sich mit flinten, der eine aber hatte 2 Pistohlen auf der seyte stecken, und gehet mit der partisan. Wie das die Bürger die vors Rahthauße stehen solches sehen, fragen sie was das Bedeute, daß wäre ja keine Manier mit Pistohlen zugehen, Er