transkribiert von Mathias Nagel
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Abschnitt 1555-1599 1600-1649 1650-1699


Dekade 1650-1659 1660-1669 1670-1679 1680-1689 1690-1699



Pag. 486

[499] Den 19(ten) Febr(uar) 13 Marty kam der Kay(serliche) Gesandte H(err) Graf Gottlieb von Windischgraetz alhier an, und die streitigkeiten zwischen den Raht oberalten und Bürger Beyzulegen; weil nun kurtz zuvor ein Brauer olde, Nahmens Hinrich Luders von einen Advocato aus Lübeck Doctor Classen über die de Kay(serliche) Mandata jüngsthin öffentlich angeschlagen, sein Sentiment und gutachten schrifftlich eingeholet, und daßelbe durch Gerdt Blumen denen oberalten Communiciret hatte, solche schrifft aber vom Raht als ein pasquie aufgenom(m)en worden; also hat sich gemelter Luders an dem stäube gemacht; Gerdt Blome hat sich endl(ich) purgiret, und den Grafen abbitten müßen; die Schrifften wurden den 27(ten) Febr(uar) mittags umb 12 uhr verbrandt auf dem Ehrlosen Block vor dem Rahthauße, und darbey die schand Glocke 3 mahl gelautet, und an der Börse und Raht Hauße gehenget; Doctor Clausen ward in folgenden Monaht Marty in Lübeck mit 6 Musquetair arrestiret, und in sein Hauß Bewahret; weil er aber nicht gestehen wollen, daß es seine Schrifft wäre, sondern er hätte eine Schrifft an Luders gesandt, die wolte er gegen alle obrigkeit gnugsahm defendiren, man solte ihm das original vorlegen; es hatte aber der Brauer Luders als er solches sahe, daß es große weitlauffigkeit würde geben, und Gewalt vor Recht ergehen dörffte, daß original diesen Doctor /:den er seinentwegen alß einen aufrührischen Mann nicht wolte in ungelegenheit bringen:/ in einen Brief wieder übergesandt, in Betrachtung solcher Redtlichkeit Bearbeitete sich der Doctor dahin, daß Er ihm vom Kay(serlichen) Hofe ein Protectorium erhielte, und also in Hamburg frey aus und ein ginge, weil Er sich zu wansbeck schon haußlich niedergelaßen, und in Hamb(urg) zu wohnen hinfort nicht mehr Begehrte.

[500] Den 14(ten) Marty war die Bürgerschafft auf vorhergehende Ernstl(iche) Vocation des Mittags umb 11 uhr zu Rahthauße, da dan der Kay(serliche) Gesandte im Nahmen J(hrer) Kay(serliche) M(ajestät) auch erschienen, und von Bürgern und Raht hergeholet worden in einer Carosse mit 6 pferden, Begleitet mit Hellebardiers aus unsere Soldatesque und Reiten diener und 10 Carossen die vorn und hinten fuhren, und hingen an Beyden seiten der großen Thüre des Raht Haußes die 6 kay(serliche) Mandata, umb den gemeinen Mann dadurch eine große Furcht ein zujagen. Er hat auf dem Rahthauße seine proposition gethann, die Bestandt kurtz darin, daß ihm von J(hrer) Kay(serliche) M(ajestät) aufgetragen, die Mißhelligkeiten, wodurch die Stadt in unruhe gerathen, zuuntersuchen, folgends die publica Gravamina abzuthun, wobey auch das Justitz wesen Bewegl(ich) recommandiret ward, damit einen jeden gleich schleunigst recht wiederfahren mögte,